Traditionelles Handwerk wird im Salzkammergut hochgehalten. So hat die Modistin und Hutmacherin Claudia Gams eine alte Tradition wieder aufleben lassen. Sie fertigt in ihrem Atelier in Ebensee Hüte für Damen und Herren, Blumenkränze und Fascinators nach alter Handwerkstradition.
Um die Bedeutung von Claudia Gams' Handwerk voll zu erfassen, lohnt es sich, einen Blick auf die faszinierende Geschichte der Hüte zu werfen.
Den Hut trug man einst vor allem zum Schutz vor Kälte, Sonne und Gefahr. Im Mittelalter diente die Kopfbedeckung zusätzlich zur Kennzeichnung von Gesellschaftsschichten: Adelige trugen kunstvoll gestaltete Hüte, während einfache Leute auf schlichte Materialien setzten. Im 13. Jahrhundert entstanden die ersten Hutgeschäfte in Frankreich und Italien, was die Entwicklung der Hutmode vorantrieb. Mit der Zeit wurde der Hut zunehmend ein Zeichen von Macht und Stil. Besonders in der Renaissance und Barockzeit schmückte man ihn mit Federn, Schleiern oder Edelsteinen, um den Einfluss und Reichtum des Trägers zu betonen. So entwickelte sich der Hut vom funktionalen Schutz zum modischen Statussymbol und ist bis heute ein Accessoire mit langer Tradition.
Claudia Gams hat, umgeben von dieser ausgeprägten Tradition, ihren individuellen Weg entdeckt. Seit Kindheitstagen beschäftigt sie sich schon mit verschiedensten Handarbeitstechniken, Handwerk und Design. Viele Jahre widmete sie sich der Anfertigung von Klosterarbeiten und Goldhauben, die im bayerischen Raum und in ihrer Heimat, dem Innviertel, sehr beliebt sind.
Nach 16 Jahren im Lehrberuf beschloss sie, eine Ausbildung zur Modistin zu absolvieren und seit Mitte 2017 ist sie selbstständig.
Der kreative Prozess, den Claudia Gams bei der Herstellung ihrer einzigartigen Hüte verfolgt, ist ebenso beeindruckend wie die Geschichte, die hinter jedem Stück steckt. Die Kreationen der Modistin werden von ihr designt und nach alter handwerklicher Tradition gefertigt. Als Modistin werden alle Modelle komplett von Hand gefertigt, es kommen bis auf Dämpfer, Bügeleisen und gelegentlich eine Nähmaschine keine Maschinen zum Einsatz. Bei den Materialien legt sie besonderen Wert auf Qualität. Es kommen Haar-/Wollfilz, Baumwolle, Seide, Sinamay, Parasisol, Stroh, Federn und vieles mehr zum Einsatz.
Claudia Gams bietet auch Maßanfertigungen an – die Kopfbedeckung wird ganz nach den Wünschen und Maßen der Kunden angefertigt. Die Farbe und der Schnitt werden von den Bestellenden gewählt. Die Gestaltung ist meist ein gemeinsamer Prozess zwischen Gams und ihrer Kundschaft.
Der Hutstumpen wird in einem komplexen Verfahren mit Hutsteife bepinselt und getrocknet, anschließend über Dampf erweicht, um ihn „ziehen“ zu können. Schließlich wird er im heißen Zustand über Holzmodeln gespannt und fixiert. Die individuelle Auswahl von Kopf und Krempe bietet eine Vielzahl von Variationen und Gestaltungsmöglichkeiten. Um die gewünschte Form und Oberfläche dauerhaft zu erreichen, wird der aufgespannte Filz immer wieder mit einem Bügeltuch und Dampf bearbeitet und mehrmals gebürstet. Nach dem Trocknen erfolgt die Bearbeitung der Krempe (des Randes) und des Kopfes. Anschließend wird der Hut mit Federn und Bändern garniert. Zum Schluss wird das Schmutzband auf der Hutinnenseite von Hand eingenäht. Bei Herrenhüten werden meist ein Futter und ein Lederband hinzugefügt.
Die Herstellung von Hüten ist die eine Seite der Medaille, aber deren Verkauf die andere. Um in kürzester Zeit das passende Modell zu finden, braucht man gutes Einfühlungsvermögen, Geschmack und Stil sowie eine Portion Menschenkenntnis. Es geht nicht nur darum, dass der Hut zum Aussehen der Person passt, sondern vor allem müssen sich Stil und Charakter eines Menschen in seiner Kopfbedeckung widerspiegeln.
„Dann haben der Träger oder die Trägerin das Gefühl, dass es „ihr“ Hut sei. Oft ist es eine Kleinigkeit, die für den einen Menschen zu viel bzw. für den anderen zu wenig ist, damit er sich wohl fühlt.“ Claudia Gams
Während der Hutmacher seine Hüte immer wieder reproduziert und teilweise maschinell herstellt, sind die Werke der Modistinnen die Haute Couture für den Kopf. Jedes Stück ist einzigartig und wird in reiner Handarbeit gefertigt. Selbstgemachte Seidenblumen, Borten, Bänder und weitere Deko werden zusammen mit verschiedenen Federn für den Aufputz verwendet.
Die Qualität und Einzigartigkeit ihrer Kreationen haben Claudia Gams auch internationale Anerkennung eingebracht, wie ihre Teilnahme an der London Craft Week 2024 eindrucksvoll zeigt.
Bei der London Craft Week 2024 hat Claudia Gams im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 das Salzkammergut vertreten. Für Gams war es eine hervorragende Möglichkeit ihre Kopfbedeckungen erstmals auch außerhalb der Europäischen Union vorzustellen und erste Erfahrungswerte zu sammeln.
Die traditionellen österreichischen Designelemente kamen sehr gut an:
Sie finden Claudia Gams auf ausgewählten Kunsthandwerksmessen, Ausstellungen und Veranstaltungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien. Auch präsentiert sie ihre Produkte immer wieder im HAND.WERK.HAUS in Bad Goisern. Oder direkt in ihrem Atelier in Ebensee, um telefonische Anmeldung wird gebeten.